- Die Universale Form -

Der Höchste Persönliche Gott Lord Śrī Kṛṣṇa offenbart Seine
Universale Form zu Seinem lieben Freund and Devotee, Śrī Arjuna

Krishnas universale Form

O mein Herr, o Meister aller mystischen Kräfte, wenn Du
glaubst, ich sei fähig, Deine kosmische Form zu betrachten,
dann sei bitte so gütig, mir dieses universale Selbst zu zeigen
.
(Gītā, Kapitel-11, Śloka 4)

Zusammenfassung: Tief beeindruckt von Kṛṣṇas ausführlichen Beschreibungen Seiner göttlichen Eigenschaften wünscht sich Arjuna nun, Er möge ihm Seine allumfassende Gestalt offenbaren. Diese Gestalt wird viśvarūpa genannt; das bedeutet ›Leib der Welt‹ oder ›universelle Gestalt‹. Sie ist vor allem dadurch gekennzeichnet, dass sie alle Welten des Universums vollkommen durchdringt und die gesamte Schöpfung einschließlich aller Lebewesen in ihr enthalten ist. Diese Gestalt ist allerdings so erhaben, dass Arjuna sie erst sehen kann, nachdem er von Kṛṣṇa ›transzendentale Augen‹ erhalten hat. Arjuna ist von der gewaltigen Pracht dieses Anblicks dermaßen ergriffen, dass ihn tiefe Ehrfurcht erfüllt. Doch bei weiterer Betrachtung der universellen Gestalt enthüllt sich Arjuna auch Kṛṣṇas fürchterlicher vernichtender Aspekt.

Er sieht, welches Schicksal den Kriegern der auf dem Schlachtfeld versammelten Heere bevorsteht, nämlich am Ende von Kṛṣṇa verschlungen zu werden, und Angst mischt sich in die Empfindungen des Pāṇḍavas. Äußerst verstört bittet er Kṛṣṇa daraufhin, ihm doch zu erklären, was er gerade gesehen hat. Kṛṣṇa macht Arjuna klar, dass Er die Personifikation der alles vertilgenden Zeit ist, der niemand entkommt, und Arjuna sich deswegen mutig zum Kampf erheben soll, denn der Sieg sei ihm bereits gewiss. Arjunas Ehrfurcht wächst nun noch weiter an, und er bittet Kṛṣṇa um Vergebung für die leichtfertige Art, in der er sich Ihm in Unkenntnis Seiner wahren Natur in der Vergangenheit gegenüber verhalten hat. Die Angst und Verwirrung wollen ihn nicht verlassen, weshalb er Kṛṣṇa schließlich voller Demut darum bittet, Er möge doch nun wieder Seine gewohnte Gestalt annehmen. Kṛṣṇa zeigt sich daraufhin erst in Seiner vierarmigen und dann wieder in Seiner menschlichen zweiarmigen Gestalt, und Arjuna gewinnt allmählich seine Fassung zurück. Schließlich macht Kṛṣṇa Arjuna darauf aufmerksam, dass der Anblick der universellen Gestalt nur sehr schwer zu erreichen ist und Er in dieser besonderen Form nur durch ungeteilte Hingabe (bhakti) erkannt werden kann, und durch kein anderes Mittel sonst.

Krishnas universale Form   Vishvarupa   Krishnas universal Form

Bhagavad-gītā 11.3 - 11.32

O größte aller Persönlichkeiten, o höchste Gestalt, obwohl Ich Dich in Deiner wirklichen Identität hier vor mir sehe, möchte ich dennoch sehen, wie Du in die kosmische Manifestation eingegangen bist. Zeige mir bitte diese Deine Form.

O mein Herr, o Meister aller mystischen Kräfte, wenn Du glaubst, ich sei fähig, Deine kosmische Form zu betrachten, dann sei bitte so gütig, mir dieses universale Selbst zu zeigen.

Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Arjuna, o Sohn Pṛthās, betrachte nun Meine Füllen – Hunderttausende von verschiedenen göttlichen Formen, vielfarbig wie die See.

O Bester der Bhāratas, sieh nur die verschiedenen Manifestationen der Ādityas, Rudras und aller Halbgötter. Betrachte die Vielfalt, die niemand zuvor gesehen und von der niemand jemals etwas gehört hat.

Doch mit deinen gegenwärtigen Augen kannst du Mich nicht sehen. Deshalb gebe Ich dir göttliche Augen, mit denen Du Meinen mystischen Reichtum betrachten kannst.

Krishnas universale FormSañjaya sagte: O König, mit diesen Worten offenbarte der Höchste, der Herr aller mystischen Kraft, der Persönliche Gott, Arjuna Seine universale Form.

Arjuna sah in dieser universalen Form unbegrenzt viele Münder und Augen. Alles war überwältigend. Die Form war mit göttlichem, gleißendem Geschmeide geschmückt und in viele Gewänder gekleidet. Wunderschöne Girlanden bekränzten den Herrn, und Sein Körper war mit wohlriechenden Ölen gesalbt. All dies war großartig und erweiterte sich überallhin ins Grenzenlose. Dies wurde von Arjuna geschaut.

Da Arjuna von Erstaunen überwältigt war und seine Haare sich in Ekstase sträubten, brachte er dem Höchsten Herrn seine Ehrerbietungen dar und begann mit gefalteten Händen zu beten.

Arjuna sagte: Mein lieber Kṛṣṇa, ich sehe in Deinem Körper alle Halbgötter und verschiedene andere Lebewesen versammelt. Ich sehe Brahmā auf dem Lotus, und ich kann auch Śiva, viele Weise und göttliche Schlangen erkennen.

Alle Söhne Dhṛtarāṣṭras stürzen zusammen mit ihren verbündeten Königen, mit Bhīṣma, Droṇa und Karṇa und all unseren Soldaten in Deine Münder, wo ihre Köpfe von Deinen Zähnen zerschmettert werden. Und ich sehe, daß einige zwischen Deinen Zähnen auch zermalmt werden.

Und gleich Motten, die in ein loderndes Feuer jagen, so sehe ich alle Menschen mit rasender Geschwindigkeit in Deine Münder stürzen.

O Herr der Herren, schreckliche Gestalt, bitte sage mir, wer Du bist. Ich bringe Dir meine Ehrerbietungen dar, bitte sei mir gnädig. Ich weiß nicht, was Dein Vorhaben ist, doch ich möchte davon hören.

The Universal Form of Krishna


Der Höchste Herr sagte: Zeit bin Ich, die Zerstörerin der Welten, und Ich bin gekommen, um alle Menschen in der Schlacht zu verschlingen. Außer euch [den Pāṇḍavas], werden alle Soldaten auf beiden Seiten erschlagen werden. (Bg. 11.32)

Nachdem ich die universale Form gesehen habe, die ich niemals zuvor sah, bin ich von Glück erfüllt; doch zur gleichen Zeit ist mein Geist von Angst verwirrt. Sei mir daher bitte gnädig, und offenbare wieder Deine Gestalt als der Persönliche Gott, o Herr der Herren, Zuflucht des Universums. (Bg. 11.45)

O universaler Herr, ich möchte Dich in Deiner vierarmigen Gestalt sehen, mit behelmten Haupt und mit Keule, Feuerrad, Muschelhorn und Lotus in Deinen Händen. Ich sehne mich danach, Dich in dieser Form zu sehen.

Krishna Arjuna   Krishnas vierarmigen Gestalt   Krishnas four handed form Vishnu


Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Arjuna, mit Freuden habe Ich dir durch Meine innere Energie diese universale Form in der materiellen Welt gezeigt. Niemand vor Dir hat jemals diese unbegrenzte und gleißende Form gesehen.

O Bester der Kuru-Krieger, niemand vor dir hat jemals diese Meine universale Form gesehen, denn sie kann weder durch Studieren der Veden noch durch Opferdarbringungen, noch durch Wohltätigkeiten oder ähnliche Aktivitäten gesehen werden. Nur du allein hast sie gesehen.

Dein Geist ist verwirrt worden, weil Du diese Meine entsetzliche Erscheinung gesehen hast. Es soll nun genug sein. Sei frei von aller Verwirrung; mit friedvollem Geist kannst Du nun die Gestalt sehen, nach der du verlangst.

Sañjaya sagte zu Dhrtarāṣṭra: Da der Höchste Persönliche Gott, Kṛṣṇa, so zu Arjuna sprach, offenbarte Er Seine wirkliche, vierarmige Form und zeigte ihm schließlich Seine zweiarmige Gestalt, um so den furchtvollen Arjuna zu ermutigen.

Als Arjuna Kṛṣṇa in Seiner ursprünglichen Gestalt sah, sagte er: O Janārdana, da ich diese menschenähnliche Gestalt sehe, die so überaus schön ist, ist mein Geist beruhigt und mein ursprüngliches Wesen wiederhergestellt.

Krishnas zwei armige Form   Krsna Arjuna   krishnas two handed form


Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Arjuna, die Gestalt, die du nun erblickst, ist sehr schwer zu schauen. Sogar die Halbgötter suchen stets die Gelegenheit, diese Gestalt zu sehen, die so lieblich ist.

Diese Gestalt, die du nun mit deinen transzendentalen Augen siehst, kann man weder durch Studieren der Veden verstehen, noch durch strenge Bußen, Wohltätigkeit oder Verehrung. Nicht mit diesen Mitteln kann man Mich sehen, wie Ich bin.

Mein lieber Arjuna, allein durch uneingeschränktes hingebungsvolles Dienen kann Ich verstanden werden, wie Ich bin und vor dir stehe, und kann so direkt gesehen werden. Nur so kannst du in die Geheimnisse Meines Verstehens eindringen.

Mein lieber Arjuna, wer in Meinem reinen hingebungsvollen Dienst beschäftigt ist, frei von den Verunreinigungen vorangegangener Aktivitäten und frei von gedanklichen Spekulationen, und wer jedem Lebewesen ein Freund ist, gelangt ganz sicher zu Mir.



A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda

Lotus

 

Bhagavad-gītā (1. Auflage 1974):  [PDF] (60 MB, Bilder, Sanskrit, Lesezeichen)